Im ICE von Berlin nach Köln, aus Versehen im Zugteil über Düsseldorf, dort ein Anruf vom Hausarzt meiner Mutter. Sie habe einen Gefäßverschluss und müsse sofort ins Krankenhaus. Ich bin vor ihr da. Sie wird, fast unentdeckbar auf der Liege, hereingeschoben, eine Schrumpfgreisin, Meisterin in der Kunst des Verschwindens. Der Arzt bestätigt die Diagnose. „Wir müssen Ihrer Mutter das Bein amputieren.“ Weiterlesen
Archiv des Autors: admin
Deutscher Fernsehpreis – Nominierung für Jung & Naiv
Nun auch das noch. Tilo Jung ist mit "Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte" für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Information nominiert. Die Fachmedien sind überrascht:
Jugendsender Joiz tritt gegen ARD- und ZDF-Interviews an
Für die vielleicht größte Überraschung auf der umfangreichen Nominierungsliste, die hier komplett eingesehen werden kann, sorgte der junge interaktive Sender Joiz. Er hat es ausgerechnet in die "Interview"-Kategorie geschafft. Dort gilt es, unter Tilo Jung für seinen Joiz-Beitrag "Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte", Hubert Seipel mit "Snowdon exklusiv – Das Interview" (ARD) und Anne Will für ihren ARD-Talk eine Entscheidung zu treffen.
Als Redakteur bin ich auch ein bisschen stolz.
Michael-Althen-Preis 2014
Gestern erfuhr ich, dass ich für den Michael-Althen-Preis 2014 nominiert worden bin. Die Ehre gilt diesem Essay, den ich am 30. Januar 2014 im Rahmen der Queer Lectures vorgetragen habe.
Darüber freue ich mich natürlich, auch wenn ich in dieser prominent besetzten Auswahl Außenseiter bin. Der Zeitpunkt der Nachricht mag sogar medizinisch heilsame Folgen haben. Seit drei Wochen laufe ich nach einer sehr unangenehmen Operation mit einer offenen Wunde in der Größe eines dicken Lammsteaks durch die Welt.
Mein Medien-Menü
Ich habe Christoph Kochs Fragebogen ausgefüllt und etwas darüber erzählt, was ich, wann ich und wie ich lese.
In eigener Sache
Heute begann mein neues Blogprojekt "anlasslos". Damit schließe ich das Projekt des Rhetorik-Blogs ab. Was Sie hier sehen, bleibt als Archiv erhalten.
Zur politischen Kultur des Neobiedermeiers
Der Begriff der politischen Kultur erlebt in diesen Tagen auf erstaunlichen Umwegen Wiederauferstehung. Almonds und Verbas Studie aus den 50er Jahren traf – um es für die Zwecke dieses Beitrags zusammenzufassen – die Unterscheidung zwischen parochialer Kultur, Untertanenkultur und partizipierender Kultur. Maßgebliche Variabeln für die Unterschiede sind Aufbau und Struktur des Systems, Inputmöglichkeiten, Outputfähigkeiten und Selbstwahrnehmung. Weiterlesen
BB 116
Heute feiert Bertolt Brecht seinen 116. Geburstag. Ein schöner Anlass für eine dafür vorgenommene Vorratsspeicherung. Mitte Januar waren wir im Paul Löbe Haus des Bundestags für ein Interview. Danach war ich einem Garderobier ein Versprechen schuldig: ein Lied für ihn zu singen. Jörg Wagner (Mister Medienmagazin des rbb) nahm es auf. Weiterlesen
Die Vierte Gewalt im Tumult
Der folgende Text ist ein Beitrag von Tilo Jung und mir zur neuerlichen Debatte über den Journalismus.
Edward Snowden hat nicht nur den Datenhunger der Geheimdienste enthüllt. Seine Enthüllungen haben auch eine Debatte über den Journalismus in Gang gebracht. Sind Journalisten als Vierte Gewalt nicht immer auch Aktivisten? Oder ist Aktivismus mit Journalismus nicht mit einander vereinbar? Was hat das Handwerk des Journalisten mit einer politischen Haltung zu tun? Weiterlesen
Verrat als Literatur
Was ist das für ein Dokument, das der britische TV-Sender Channel 4 am ersten Weihnachtstag in Verkehr brachte? Der Kanal setzt eine Tradition fort, bietet eine Alternative zur Weihnachtsansprache der Königin. Die Auswahl der Episoden belegt etwas ziemlich Banales: Durch die Adern der Konkurrenz fließt kein blaues, sondern bloß Celebrity-Blut. Die Speaker reüssierten auf ziemlich unterschiedlichen Tanzflächen. Edward Snowden und der frühere iranische Staatspräsident Ahmadinedschad markieren die politischen Pole. Ihr Take in der Dramaturgie des Senders folgt nicht den eigenen Skripten, sondern einer Agenda des Senders. Was hat Channel 4 dazu bewogen, Edward Snowden zu casten? Weiterlesen
Marat/Sade
Peter Brook verfilmte das Stück von Peter Weiss. Warum das Stück 50 Jahre nach seiner Premiere so wichtig ist?
Anstelle eines Weihnachtsgrußes.
Das Glucksen der Nahles
Eine seltsame Veranstaltung war das gestern. Noch ist niemand gewählt. Noch hat niemand eine Regierungserklärung abgegeben. Noch weiß niemand, wo die Reise hingeht. Und schon stellt dieser voreilige Herr Jauch die Frage, wie wir regiert werden. Und ausgerechnet diejenigen sollen die Frage beantworten, die von den Personalentscheidungen der Bundeskanzlerin bzw. ihrer Parteiführungen über Nacht überrascht wurden (oder auch nicht).
Es gehört zu den postdemokratischen Symptomen, dass solche Fragen an dazu kaum geeigneten und schon gar nicht vorgesehenen Orten gestellt und dort dann auf eine Weise beantwortet werden, die nichts Wesentliches mitteilt (auch nicht mitteilen will). Aber auch da scheint es nur noch darauf anzukommen, wie man etwas nicht sagt, um gleich die albernsten Haltungsnoten zu verteilen. Weiterlesen
Unfehlbarkeit
Es scheint zu den Gesetzen der postdemokratischen Politik zu gehören. Die Inszenierungen müssen stemmen, was die Politik selbst nicht bringt. Für solche Zwecke erfand die alleinseligmachende Kirche die Idee der Heiligkeit. Vergessen wir auch nicht das Bild der Jungfrau. Die Unfehlbarkeit kam erst in die Welt, als Zweifel wuchsen.
So macht es nun auch die SPD. Bei Günther Jauch diskutierte eine seltsame, Ehrfurcht, Distanz und Schauder erzeugende Gruppe überwiegend sehr alter Herrschaften, die sogar noch Witze erinnerten, die über sie in Verkehr gebracht wurden, als sie noch als Generale (u.ä.) arbeiteten. Opi & Paste. Das Lachen gefror zur Grimasse. Weiterlesen
Sichergestellt
Hiermit beschlagnahme ich …. So könnte Edward Snowden eines Tages auf Hawaii gedacht haben, bevor er sich via Hongkong auf den Weg nach Scheremetjewo machte. Er stellte Beweismaterial sicher. Patrick Bahners´ Idee, das Enthüllen, das Unterschlagen, das Entwenden und das Verraten in die juristische Variante eines Beschlagnahmebeschlusses zu verwandeln, steht als Beispiel für semantische Operationen in dieser Causa nicht allein. Plötzlich hören wir von Amerikanern, die Snowdens Handeln im Einklang mit amerikanischen Werten sehen. Plötzlich betrachten wir Snowden als Boten einer Kopernikanischen Wende unserer Kulturgeschichte. Plötzlich: das ist die Pointe der Geschichte, verstehen wir uns selbst nicht mehr. Weiterlesen
Hooligans
Untrügliches Zeichen für einen epochalen Wandel. Wenn über Nacht hohe und höchste Werte auf dem Misthaufen landen. Wenn die da oben (verzeiht das altväterliche Bild) sich plötzlich selbst in der Situation von denen da unten wieder finden. Wenn der Protest gegen einen nicht sonderlich überraschenden Sachverhalt plötzlich nicht mehr als erledigt betrachtet werden kann, sondern aus dem Munde der leitendsten Angestellten der Republik vorgetragen wird. Weiterlesen